Mit dem Namen Baldassare Galuppi (1706-1785) verbindet man in erster Linie den Opernkomponisten, eventuell noch den Schöpfer zahlreicher sakraler Werke. Seine Musik für Tasteninstrumente ist dagegen weitestgehend unbekannt, wenn auch der mit Antonio Salieri und Carl Philipp Emanuel Bach in künstlerischem Austausch stehende Venezianer noch zu Lebzeiten mit seinen über 50 ein- bis viersätzigen Cembalosonaten große Popularität nicht nur in Venedig erlangte. Diese stecken voller Originalität und bewegen sich zwischen strenger Kontrapunktik und einem fast schon frühromantisch zu bezeichnenden Tonfall. CharIes Burney, der englische Musikhistoriker, hielt Galuppi für einen der inspiriertesten Komponisten seiner Zeit. eine Einschätzung, der die hier nach Originalquellen eingespielte Sonatenauswahl sehr entgegen kommt. Unter den Händen des italienischen Pianisten Andrea Bacchetti zeigen die acht Sonaten vor allem, dass der Vivaldi-Zeitgenosse das Barockzeitalter schon deutlich hinter sich gelassen hat - ausgenommen in der Sonate a-Moll, die in der Siciliana und dem virtuosen Allegro einen unverkennbar barocken Ton anschlägt. Ohne großes Aufheben um seine mustergültige (Verzierungs-) Technik, elegante Tonformung oder sein bewundernswertes Non-Legato-Spiel zu machen, scheint Bacchetti auf einem sehr warm klingenden Fazioli der phantasievollen Tonsprache Galuppis versonnen nachzulauschen. Mehr noch, sein Spiel vermittelt den Eindruck, als habe er den Pulsschlag dieser Musik vollkommen verinnerlicht - einer Musik voller Charme und Grazie, die durchaus zu betören imstande ist, einer mal melancholischen, mal entwaffnend schlichten Musik, deren anmutige, gelegentlich arienhaft wirkende und größtenteils auf Sequenzierungen aufbauende Melodik das italienische Erbe Galuppis keineswegs verleugnet - zu hören etwa in der die CD eröffnenden G-Dur-Sonate, im Larghetto der B-Dur-Sonate, oder im Allegro des letzten Werks dieser Einsplelung, einer weiteren Sonate B-Dur, deren rauschendes Presto-Finale nahezu identisch mit dem der vorangegangenen Sonate in der gleichen Tonart ist. Es sind gerade die Schlusssätze mit ihren hoch virtuosen Skalen und Arpeggien, in denen Bacchetti ein exzellentes stilistisches Einfühlungsvermögen an den Tag legt. Seine Spielweise lässt sogar immer wieder an die eines Cembalisten denken, selbst in den intimen Eröffnungssätzen, deren Ebenmäßigkeit er mit feinen dynamischen Abstufungen und sorgsam gewählten Phrasierungen jegliche Beiläufigkeit nimmt. Schon allein deshalb macht diese Elnspielung Lust auf mehr - von Baldassare Galuppi und Andrea Bacchetti. Christof Jetzschke (08.07.2009) |