Wesel.
Zauberhafter Klaviersommer-Auftakt
27.05.2014 | 00:16 Uhr
Wesel. Zum Auftaktkonzert des 16. Weseler Klaviersommers hatten sich in der Aula der Musik- und Kunstschule Klassikliebhaber versammelt. Trotz strahlenden Sonnenscheins und gleichzeitig stattfindenden Gourmetfestes waren sie gekommen, um Andrea Bacchetti zu hören. Das lohnte sich: Der virtuose Pianist aus Genua interpretierte Werke von Johann Sebastian Bach, Baldassare Galuppi und Domenico Scarlatti meisterhaft.
Glänzende Variationen
Das Thema des Abends lautete Variationen. Das Herzstück des Auftritts war Bacchettis Interpretation von Bachs "Goldberg Variationen". Dafür ist er weltweit bekannt. Das für dieses Werk charakteristische Überschlagen der Hände hat er perfektioniert. Bacchetti zauberte bei der Aria. Mal spielte er mit nur einer Hand, mal vollführten alle zehn Finger einen Tanz. Mal berührte er die Tasten nur ganz sanft, mal schlug sie vehement an.
Andrea Bacchetti gelang es, mit seinem Spiel die Zuhörer zu erstaunen, zu begeistern, zu berühren. Er nahm sie mit auf eine Reise durch die barocke Musikwelt. In völliger Faszination konnten die Menschen den Blick nicht von seinen Händen abwenden. Ein gerauntes "Unglaublich" war zu vernehmen.
Mit Variation 12 gelang es dem Pianisten, den Raum mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit zu füllen, während er in Variation 21 einen schweren, traurigen Ton anschlug. Einige der Zuhörer wippten mit ihrem Kopf im Takt. Andere hatten die Augen geschlossen und waren ganz in die Musik vertieft.
Spiel mit Körpereinsatz
Bacchetti spielte eine Stunde am Stück. Dabei war er selbst ganz in seinem Element. Er spielte nicht nur mit den Händen, sondern sein gesamter Köper bewegte sich mit. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert.
Die Musik schien aus ihm geradezu heraus zu fließen. Dazu brauchte er keine Noten. Alle Stücke spielte er komplett aus dem Gedächtnis. Diese Leistung wurde vom Publikum mit lautem Beifall honoriert. Einige der Gäste erhoben sich, bewundernd applaudierend.
Andrea Bacchetti bedankte sich mit einer eigenen Komposition als Zugabe. "Il miocantolibero", was übersetzt "mein freies Lied" bedeutet, ist ein trauriges, melancholisches Stück, das wie ein Liebeslied klingt. Einen Zuhörer erinnerte es an die Musik George Gershwins.
Nach dem Konzert signierte der italienische Musiker CDs für das Publikum, die großen Absatz fanden. Sein letzter Deutschlandbesuch sei schon eine Weile her, erzählte der Pianist aus Genua. Er genieße es, hier gewesen zu sein und komme immer wieder gerne, sagte Bacchetti.
Karolina Warkentin